Austrian Standards : 2014 werden Teilnahme-Beiträge fällig

2014 muss jeder Experte, der an der Entwicklung von Normen mitarbeitet, 450 Euro zahlen. Das sei notwendig, um die Verluste der vergangenen Jahre abzudecken, sagte die Chefin des Instituts, Elisabeth Stampfl-Blaha, am Montag vor Journalisten.

Zuvor hatte die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten (bAIK) Kritik an der Teilnehmergebühr geäußert. "Das ist so, als würde das Rote Kreuz für die Blutspende von den Spendern noch 450 Euro verlangen", sagte Kammerpräsident Georg Pendl vergangenen Donnerstag in der "Presse".

"Eineinhalb Millionen dazugebuttert"

Die Kritik kann Stampfl-Blaha nicht nachvollziehen. Das Austrian Standard Institut (ASI) schreibt als privater gemeinnütziger Verein mit gesetzlichem Auftrag seit Jahren Verluste. "In den letzten vier bis fünf Jahren haben wir locker eineinhalb Millionen Euro dazugebuttert", sagte Stampfl-Blaha. Seit 2005 denke man daran, das Finanzierungssystem umzustellen. Diesen Oktober ist die Entscheidung gefallen.

Als Reaktion hat die Architektenkammer bereits beschlossen, nächstes Jahr ihre Delegierten aus allen Gremien abzuziehen. Laut ASI sind das 12 Teilnehmer. Stampfl-Blaha rechnet, dass durch den Jahresbeitrag die Teilnehmerzahl generell um 10 bis 30 Prozent auf 3.000 bis 3.500 Personen sinken wird. Die ASI-Chefin hält es für möglich, dass dadurch auch die Personalressourcen reduziert werden. Das Institut beschäftigt aktuell 124 Mitarbeiter.

Insgesamt sind an die 6.000 Normungsexperten beim ASI registriert, nicht alle davon seien aktiv. Knapp die Hälfte der Teilnehmer stammt aus der Wirtschaft. Auch öffentliche Institutionen, Kammern, Forschungseinrichtungen und Universitäten arbeiten an den sogenannten ÖNORMEN mit.

"International üblich"

Beiträge der Teilnehmer einzuheben sei international üblich, argumentiert Stampfl-Blaha. In den meisten europäischen Ländern müssten die Experten für ihre Teilnahme an den Gremien zahlen. In Deutschland seien es 1.000 Euro, in den Niederlanden sogar 2.500 Euro. Internationale Erfahrungen zeigten außerdem, dass die meisten, die sich erst abmelden, nach und nach wieder zurückkommen würden.

Es sei nämlich zum eigenen Vorteil, bei neuen Normen am Tisch zu sitzen, wurde seitens des Normungsinstituts betont. "Die Experten leisten keine ,Gratis-Expertise', sondern arbeiten im Eigeninteresse mit." Normen würden nicht "von", sondern bei "uns"' entwickelt, hielt Stampfl-Blaha fest. Austrian Standards stelle lediglich die Plattform, sozusagen den "runden Tisch", zur Verfügung. Auch gebe es keine "Normenflut". Am Bau seien 2012 mehr Normen zurückgezogen worden als neue dazukamen.

Das Austrian Standards Institut wird 2014 laut Budgetentwurf 16,5 Milionen Euro brauchen. Den Großteil deckt der Verein über Dienstleistungen aus dem Normungswesen ab, zudem schießt das Wirtschaftsministerium jährlich Geld zu. 2013 waren 610.000 Euro, vor einigen Jahren zahlte die öffentliche Hand noch 1,1 Millionen Euro an Förderungen. Die neue Teilnehmergebühr bringe dem Institut rund 1,3 Millionen Euro, rechnete Stampfl-Blaha vor. Ende 2014 werde unterm Strich dennoch eine "rote Null" stehen. Erst in zwei, drei Jahren dürften sich schwarze Zahlen ausgehen. Ob die Beiträge jährlich erhöht werden, stehe noch nicht fest.

Normen gelten als entscheidend für den Export. Die volkswirtschaftliche Bedeutung wird in mehreren Studien auf rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt. Der Anteil am Wirtschaftswachstum liege demnach bei einem Viertel. Mehr als 80 Prozent der derzeit 22.852 Normen sind bereits europäisch harmonisierte Normen. "Im Alltag bemerke man Normen meist nur, wo sie fehlen", formulierte es Stampfl-Blaha heute. Schon beim Frühstück begegnet man ihnen, so gibt es Qualitätsstandards für Kaffee, Butter, Eier, Milch oder Obst, aber auch für den Geschirrspüler. Auch bei Schönheitsoperationen wird an einer Norm getüftelt. (APA)