Ausbildung : Das große Fachhochschulranking 2012

Oberösterreichs Fachhochschule ist, so scheint es, an der Spitze einzementiert: Zum vierten Mal in Folge behaupteten die Technik- und Wirtschaft-Studiengänge der FH OÖ in Wels, Linz und Hagenberg, ihren Spitzenplatz im INDUSTRIEMAGAZIN-FH-Ranking. 650 Geschäftsführer, Vorstände und Personalchefs der heimischen Industrie gaben ihr Urteil ab: Auf Rang zwei der gefragtesten Fachhochschulen arbeitete sich die FH Wiener Neustadt (2011: Rang 4) vor, gefolgt von der FH Salzburg (2011: Rang 5). Wenig Neues tat sich am Tabellenende: Auf dem letzten Platz findet sich die sehr kleine Lauder Business School, auf dem vorletzten die FH Kärnten.Die Wertschätzung der FH-Absolventen in der Wirtschaft steigt stark an: Lag 2011 der Spitzenwert der Reputation (nach dem umgekehrten Schulnotenprinzip) noch bei 3,656, waren es heuer bereits 3,853 (beide Male FH OÖ); 2012 schafften gleich vier FH den Sprung über die Marke von 3,6 Punkten, 2011 war es nur eine einzige gewesen. Von 18 FH verbesserten im IM-Ranking 2012 15 ihre Bewertung gegenüber dem letzten Jahr.Der oberösterreichische Erfolg ist wohl nicht nur der Nähe zur dortigen Industrie, sondern wohl auch zum Teil dem mit Abstand üppigsten Studienangebot geschuldet: Die FH OÖ in der Wertung mit 39 Studiengängen präsent. Zum Vergleich: Das zweitgrößte Angebot an Wirtschafts- und Technikstudien stellt die FH Technikum Wien mit 27 Studiengängen. Doch auch mit einer kleinen Palette lässt sich trefflich punkten: Die FH Salzburg schaffte Platz 3 mit vergleichsweise bescheidenen sieben Lehrgängen. Fortsetzung auf Seite 2: FH-Ranking - Detailwertung Technik

Die Oberösterreicher punkten in der Technik-Wertung mit zahlreichen Spitzenplätzen – in der Kategorie „IT“ stellt ihr Standort Hagenberg gleich die ersten elf Plätze – allesamt mit Spitzen-Bewertungen von 4 Punkten oder mehr. Bei Automatisierungstechnik und Mechatronik gehen die obersten drei Stockerlplätze an Welser Studiengänge, die in Oberösterreich ausgebildeten Maschinenbauer bekommen ebenso Bestnoten (alle Detailwertungen: hier). Auch in der Bio- und Verfahrenstechnik belegen Oberösterreicher den ersten Platz. Etwas zur Seite rücken müssen die Welser Innovationsmanager – sie teilen die Spitzennote 4,167 mit den Vorarlberger FH-Wirtschaftsingenieuren in der Kategorie „Sonstige Technik“-Studien.Die FH Joanneum, Verlierer des heurigen FH-Rankings, bleibt hingegen im Bauwesen konkurrenzlos – die in Graz ausgebildeten Bauingenieure und Architekten bekommen Bestnoten. In der Sparte „Energie- und Umwelttechnik“ mussten die sonst so erfolgsverwöhnten Oberösterreicher dagegen den obersten Stockerlplatz an die FH Burgenland abtreten; die Pinkafelder Energiemanager sicherten sich heuer dazu noch Platz 2. Auch bei der „Verfahrenstechnik“ verdrängten die in Kuchl graduierten Holztechnologien die Welser Kunststofftechniker von der Spitze. Fortsetzung auf Seite 3: FH-Ranking 2012 - Detailwertung Wirtschaft

Die besten Betriebswirte bringt nach Einschätzung der befragten Personalentscheider die FH Wr. Neustadt hervor, die ihren Sieg in der Kategorie „Allgemeines Management“ damit verteidigt. Auf den Plätzen folgen nach den Wr. Neustädter Studiengang Wirtschaftsberatung die Management –Absolventen des MCI Innsbruck vor den international orientierten Bachelors der FH Burgenland (alle Detailwertungen: hier). Das Match der Logistiker gewann diesmal die FH Oberösterreich; der Vorjahressieger,die FH des bfi Wien, musste diesmal mit Platz 2 vorlieb nehmen. Die besten Marketer waren 2012 unter den Absolventen der FHW Wien zu finden, die sich gleich beide Toppositionen vor den Produktmanagern der FH Wr. Neustadt sicherten. In Wien finden sich auch die besten Finanzfachleute: Die Controller und Rechnungswesen-Spezialisten der FHW Wien schubsten die Finanzwirtschaft der FH des bfi Wien allerdings vom Stockerl. In der Kategorie „Management und IT“ siegten die Hagenberger Absolventen – Vorjahressieger IMC Krems musste sich knapp den Oberösterreichern geschlagen geben. Bei den „Sonstigen Wirtschaftsstudien“ schafften die ersten Absolventen des Design- und Produktmanagement-Masterstudiengangs der FH Salzburg auf Anhieb mit einer Bewertung von 4,0 den Sieg. Fortsetzung auf Seite 4: Absolventenvergleich: Qualifikation und Entlohnung

Beim Thema Geld und Einstufung der Qualifikation sind sich die Industrie-Chefs einig: Uni-Absolventen können unmittelbar nach Abschluss, aber auch nach einigen Jahren Berufserfahrung deutlich mehr als FH-Absolventen (Details siehe Kasten). Nur knapp mehr als ein Drittel der Personalentscheider hält die Qualifikation der FH-Bachlors und –Master für gleichrangig derer ihrer Uni-Kollegen. 2011 waren es mit 43 Prozent nopch deutlich mehr gewesen. Entsprechend klafft auch bei der Entlohnung eine Lücke: Die Einstiegsgehälter der FH-Techniker und –Wirtschafter liegen nur bei 34 Prozent der Unternehmen gleichauf – im Vorjahr waren noch 42 Prozent bereit gewesen, FH-Absolventen gleich viel wie Uni-Absolventen zu bezahlen. Die Qualifikationslücke schließt sich auch nach mehrjähriger Berufserfahrung nicht. Im Gegenteil: Sind die FH-Leute erst einmal länger im Betrieb, glauben nur noch 14 Prozent der Befragten, dass sie gleich gut sind wie Uni-Absolventen. Dass die Schere bei der Einschätzung von Wissen und Lohn wieder weiter aufgeht, könnte daran liegen, dass seit kurzem auch die die ersten FH-Bachlors auf dem Jobmarkt unterwegs sind und die Unternehmen sich bei deren Einordnung in der Gehaltshierarchie noch etwas unsicher sind.