Postgraduale Weiterbildung : MBA-Ranking: Die besten "Executive MBAs" des Landes

MBA-Ranking 2011
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Wer an einen der begehrten Ausbildungsplätze an der WU Executive Academy kommen will, hat kein leichtes Spiel. Ein respektabler Lebenslauf – so überzeugend er auch zusammenstellt sein mag – reicht noch lange nicht aus. „Wir ziehen bei den Aufnahmegesprächen die härtesten Kritiker hinzu – nämlich unsere früheren Absolventen“, erzählt Dekan Bodo Schlegelmilch. Die Alumni sind so etwas wie seine Geheimwaffe für die Selektionsgespräche. Denn für die Absolventen gilt das Überlebensprinzip. Ihr Motto: Der Ruf des so mühevoll erworbenen Abschlusses soll wegen nachrückenden Minderleistern keinen Kratzer abbekommen. Deshalb schauen sie Bewerbern schon im Erstgespräch genau auf die Finger. Sogar bei der abschließenden Beurteilung der Kandidaten haben die Alumni ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Stimmung sei zwar niemals feindselig, auf überraschende Fragen zur Budgeterfahrung oder Führungstätigkeit müssten die Bewerber aber „vorbereitet sein“, so Schlegelmilch. MBA-Ranking. Die Strategie der WU Executive Academy, in der die Wiener Wirtschaftsuniversität ihre postgradualen Managementstudien für Berufstätige bündelt, ist klar. Die Wiener sehen es als ihre vornehme Pflicht an, im Dickicht der mehreren Tausenden Executive MBA-Programme weltweit die Fahne hoch zu halten. Mit selektiven Mitteln und inhaltlicher Qualität, die einen Kontrapunkt zu anderen Anbietern setzen sollen: Allein in Österreich bieten mehr als 20 Einrichtungen – auch nichtuniversitäre Organisationen – so genannte EMBA-Programme an. In einer Umfrage unter 427 heimischen Führungskräften hat INDUSTRIEMAGAZIN wie im Vorjahr das Image der Anbieter untersucht (alle Ergebnisse finden Sie hier) – und Details zu Motivation und Karriereverlauf nach dem Studium abgefragt. Eine „babylonische Sprachverwirrung“ herrsche am heimischen Markt – jeder definiere Inhalte, Ausrichtung und Funktion von Executive MBAs anders, berichteten Experten von Bildungsinstitutionen im Vorfeld der Befragung. Es werde „Etikettenschwindel“ betrieben, beklagte ein Branchenkenner. Studierenden und Personalabteilungen werde ein „riesiger Zerrspiegel“ vorgehalten, meinte ein anderer. Aus diesem Grund entschied sich die Redaktion kurzerhand für eine strengere – und damit fairere – Auswahl abgefragter Anbieter. In die Umfrage schafften es heuer nur mehr Träger, deren postgraduale EMBA-Programme Managementmethoden und -instrumente ohne Branchenspezialisierung vermitteln. Auch die Berufserfahrung war ein Ausschlusskriterium: Studienangebote mit weniger als drei Jahren erforderlicher Führungserfahrung blieben unberücksichtigt. Anbietern von Executive MBAs, die im Vorjahr im vorderen Drittel des Imagerankings landeten, konnte dies – soviel steht fest – freilich nichts anhaben. Fortsetzung auf Seite 2: Unis halten FH's auf Distanz.

Die WU Executive Academy in Wien beherrscht – diesen Schluss legt das Umfrageergebnis nahe – alle Tonarten, die im hart umkämpften EMBA-Terrain von Bedeutung sind. Wie im Jahr zuvor hoben die heimischen Führungskräfte den Anbieter ganz hinauf aufs Stockerl. Mit einem durchschnittlichen Imagewert von 4,09 bei insgesamt 117 Bewertungen liegt die Wirtschaftsuniversität damit knapp, aber doch vor dem Vorjahresdritten, der Montanuniversität Leoben. Sie kam bei 74 Bewertungen auf einen Imagewert von 3,95. Auf den Plätzen drei bis fünf landeten heuer die Donau-Universität Krems (2010: Rang Vier), die LIMAK Austrian Business School in Linz – Vorjahresrang: Zwei – sowie das MCI Management Center Innsbruck (Vorjahr: Rang Sechs). Damit sicherten sie sich alle ihre Spitzenplätze ab. Die Tiroler, die einen Platz gut gemacht haben, sind neuerlich bester akademischer, aber nichtuniversitärer Anbieter. Zum besten Fernstudienanbieter machten die Stimmen der Umfrageteilnehmer die Sales Manager Akademie. Mit einem Imagewert von 3,29 schafften es die Wiener auf Rang Sechs.Im Mittelfeld landeten universitäre Anbieter wie die University of Salzburg Business School (Rang Acht), private Anbieter wie das IfM - Institut für Management in Hallwang bei Salzburg (Rang Neun), aber auch eine Fachhochschule: Die FH Kufstein schaffte es auf den zehnten Platz. Unterdurchschnittliche Imagewerte bei der Befragung der 427 Führungskräfte setzte es – wie schon im Vorjahr – für die PEF Privatuniversität für Management in Wien (Rang 15) sowie die Hochschule Liechtenstein als Fernstudiumsanbieter (vorletzter Rang). Die rote Laterne musste – mit der Gesamtnote 2,27 bei 71 Bewertungen in etwa auf Vorjahresniveau – die Welser Bildungseinrichtung WWEDU Worldwide Education entgegennehmen. Wie also sehen nun, wo die Wahl geschlagen ist, die Strategien der Umfragegewinner aus? Top-Vortragende. „Ohne gute Durchmischung von Theoretikern und Praktikern geht es nicht“, erzählt Hubert Biedermann, Vizerektor an der Montanuniversität Leoben. An seiner Uni hält sich das Verhältnis bei den Vortragenden in etwa die Waage – daraus gemütliche Tatenlosigkeit abzuleiten wäre aber falsch. Nicht nur an der eigenen Fakultät suchen die Steirer gute Leute. Auch extern läuft die Suche auf Hochtouren. So wird auf Veranstaltungen scharf nach möglichen Kandidaten Umschau gehalten. Bekommt ein Betrieb den Österreichischen Staatspreis für Qualität ausgelobt, applaudieren die Leobener nicht nur. „Wir versuchen dann, das Management für einen Vortrag zu gewinnen“, nennt Biedermann ein Beispiel für die aktive Suche nach Topreferenten. Damit haben die Leobener messerscharf erkannt, worauf es der Wirtschaft ankommt. Bei der Frage des INDUSTRIEMAGAZINS nach den wichtigsten Kriterien für einen guten Executive MBA führten die Entscheider die „Qualität der Vortragenden“ als wichtigstes Kriterium an – sogar noch vor dem Image des Anbieters. Nicht dass andere EMBA-Anbieter die Bedeutung guter Vortragender systematisch unterschätzen würden. Doch die Leobener schränken das Wirken durchschnittlicher Vortragender doch empfindlich ein. In einer Evaluierung stehen deren Leistungen einmal im Jahr auf dem Prüfstand. Dass es weniger spannend vermittelbare Gebiete wie Kostenrechnung oder Finanzierung gibt, wird dabei berücksichtigt. „Vortragende mit einem Notenschnitt von 3.0 sind bei uns aber fehl am Platz“, so Biedermann.Klingt hart – aber nicht viel andere Maßstäbe werden bei den Studirenden angelegt. Je höher das Niveau in der Gruppe, umso mehr ist die Ausbildung wert. Denn bei einem Executive MBA wollen Führungskräfte nicht nur in komplementären Fachgebieten aufholen oder Fachwissen vertiefen – es sollen auch patente Netzwerke entstehen. Das bestätigt die Umfrage unter 427 Führungskräften. Dem Netzwerken fällt darin fast eine ebenso große Bedeutung zu wie der Entwicklung persönlicher Skills. Das klassische Studium der Betriebswirtschaftslehre sei eher „etwas für Autisten“, sagt Karlheinz Schwuchow. Er ist wissenschaftlicher Leiter der LIMAK Austrian Business School in Linz. Als solchem ist es ihm wichtig, „Erfahrungswissen in der Gruppe wecken“. Fortsetzung auf Seite 3: Kein Karriereplan, kein Geld.

Unter anderem eine Chinesin, zwei Russen und ein Argentinier nehmen auf der WU Executive Academy derzeit mit 16 Österreichern ihre postgraduale Ausbildung in Angriff. Die Internationalität an der WU verlangt auch Kollegen anderer Fakultäten Respekt ab. Bei der Befragung nach Kriterien für einen guten Executive MBA werten die 427 Führungskräfte die „Internationalität der Mitstudenten“ ähnlich hoch wie die „Rigidität des Auswahlverfahrens“. Wichtig sei aber auch das „interdisziplinäre Arbeiten in der Gruppe“, meint Hubert Biedermann von der Montanuniversität Leoben. Wolfgang Reiger, Chef des Salzburger IfM - Institut für Management, geht in dem Punkt d'accord: „Wir nehmen Führungskräfte aus allen Fachrichtungen auf, nur keine Pfarrer“, sagt er mit einem versonnenen Lächeln. Auch Karlheinz Schwuchow, wissenschaftlicher Leiter der LIMAK Austrian Business School in Linz, bestätigt: „Der Blick über den Tellerrand zählt“. Und er kann dafür ein Beispiel geben. Höchste Priorität habe im Flugverkehr etwa die optimale Belegung. Studiert nun ein Manager einer Fluglinie gemeinsam mit einem Manager aus dem Gesundheitswesen, „sind Mitnahmeeffekte auf beiden Seiten vorprogrammiert“, so Schwuchow. Was die Lernkurve zusätzlich anhebt: Wenn auch Topmanager um die Fünfzig ein Executive MBA-Programm in Angriff nehmen würden. Zuletzt sei das laut Wolfgang Reiger vom IfM verstärkt vorgekommen. „Der Konkurrenzkampf dürfte auch in dieser Liga größer werden“, glaubt Reiger. In diesem Zusammenhang empfiehlt Hubert Biedermann, Vizerektor an der Montanuniversität Leoben, ein Studium mit möglichst vielen Präsenztagen. „Im Team – und nicht beim Fernstudium – gelingt die Persönlichkeitsentwicklung am besten“, sagt er. Kein Karriereplan, kein Geld. Auf Mitnahmeeffekte – das ist die Kehrseite – legen auch Arbeitgeber immer größeren Wert. Viele Jahre wurde die Executive MBA-Ausbildung fast völlig vom Lohnherrn finanziert. „Ein immer seltener werdendes Phänomen, denn die Vorsicht reagiert in den Vorstandsebenen“, meint Karlheinz Schwuchow von der LIMAK Austrian Business School. Die Kosten für die Ausbildung – sie liegen hierzulande zwischen 20.000 und 40.000 Euro – werden vom Arbeitgeber nur mehr dann zur Gänze geschultert, wenn es für den Mitarbeiter „mittel- oder langfristigen Perspektiven im Betrieb gibt“, meint Schwuchow. Ein Karrierepfad müsse festgelegt sein, „damit der Geldhahn aufgedreht wird“, beobachtet auch Hubert Biedermann von der Montanuniversität Leoben. Dass nur in Ausnahmefällen Geld locker gemacht wird, zeigt auch die INDUSTRIEMAGAZIN-Umfrage: In nicht einmal einem Fünftel der Fälle bestreiten die Firmen die entstehenden Kosten, so das Ergebnis unter 427 Befragten. Immer häufiger durchgesetzte Sonderregelungen, wonach der Mitarbeiter beim vorzeitigen Ausscheiden aus der Firma Ausbildungsgelder gestaffelt zurückzuzahlen habe, bestätigen diesen Trend nur.Geldwerte Motivation zur Absolvierung eines Executive MBAs lässt sich in der Befragung der Führungskräfte zwar nicht direkt ausmachen. Die große Mehrheit erwartet sich keine dramatischen Gehaltssteigerungen binnen drei Jahren. „Die großen Gehaltssprünge sind eher nur in den US-Rankings zu finden“, sagt Karlheinz Schwuchow, wissenschaftlicher Leiter der LIMAK Austrian Business School. Immerhin: Eine Mehrheit (46 Prozent) erwartet sich durch den EMBA die Chance, gläserne Gehaltsdecken zu durchbrechen. Und Hubert Biedermann von der Montanuniversität Leoben ist überzeugt: „Gehaltssprünge gibt es stets“. Akkreditierung mit neuer Priorität. Anbieter mit internationalen Akkreditierungsweihen von AMBA und EQUIS sind hierzulande die Ausnahme. Nur die WU Executive Academy besitzt jene Eintrittskarte, die man braucht, um an internationalen Rankings wie der Rangreihung durch die „Financial Times“ teilnehmen zu dürfen. Die Akkreditierung hat aber auch einen zweiten Nutzen. „So sind wir der Prüfung durch eine unabhängige Expertenkommission ausgesetzt“, schildert Dekan Bodo Schlegelmilch, der das sehr begrüßt. Eine internationale Akkreditierung sei für die interne Qualitätssicherung „hilfreich“, meint auch Karlheinz Schwuchow, wissenschaftlicher Leiter der LIMAK Austrian Business School. Die Linzer – bisher FIBAA-akkreditiert – streben mittelfristig auch eine EQUIS- sowie AASCB-Akkreditierung an. Das verlange die neue Personalpolitik großer Konzerne „ganz massiv“, sagt Schwuchow. War früher bei heimischen Großbetrieben der koloniale Gedanke vorherrschend, würden Betriebe nun immer seltener die eigenen Leute nach China oder Brasilien entsenden. „Die Niederlassungen bauen ihre eigenen Teams auf“, so Schwuchow. Zeitlich befristete Studien seien für solche Manager demzuufolge „optimal“. Überarbeitete Studieninhalte. Dass Studierende von den postgradualen Programmen unterfordert sind, dürfte nur in Ausnahmefällen vorkommen. „Unser Studium ist ganz schön hart“, sagt Bodo Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy. Ein Studierender habe es mit dem „Trinken aus einem Eimer verglichen“, erzählt er. Dennoch hinterfragen die Wiener ständig ihre Inhalte – und drehen „an der einen oder anderen Schraube, sollte es Bedarf geben“, so Schlegelmilch. Auch Karlheinz Schwuchow, wissenschaftlicher Leiter der LIMAK Austrian Business School, berichtet von der Offenheit des Studienangebots für neue Themen und Thesen. So gibt es einen Trend, der – offenbar durch die steigende Arbeitslast bei Managern bedingt – gerade aus den USA nach Europa herüberschwappt. In praktischen Übungen lernen die Studierenden hier, wie sich das Individuum selber ein besseres Zeitmanagement verordnen kann. Viele Programme würden bisher von der Annahme ausgehen, dass Führungskräfte „mechanistisch funktionieren“, erklärt Schwuchow. Die steigende Zahl dokumentierter Burn-Out-Erkrankungen hätte eine neue Sicht auf die Dinge gebracht – und Änderungen in den Studienprogrammen initiiert. Die postgraduale Ausbildung soll schließlich ein Karrierebooster bleiben.