Was wurde aus..? : Was wurde eigentlich aus Andreas Maier?

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Derzeit hat Andreas Meier vor allem mit eher läppischen Beträgen zu tun. 357 Euro zum Beispiel. Denn der deutsche H.C.-Starck-Konzern wurde zuletzt von einigen Mitarbeitern geklagt. Die jährliche Tariferhöhung, so der Vorwurf einiger Mitarbeiter, würde zwei Monate verzögert ausbezahlt. Kurz vor Redaktionsschluss dann das Urteil: Die Klagen wurden abgewiesen, die Verzögerung rechtlich gedeckt. Jetzt kann sich Andreas Meier wieder Größerem widmen. Der ehemalige RHI-Chef ist heute Vorstandsvorsitzender der H.C.-Starck-Gruppe, einem Weltmarktplayer im Bereich Technologie-Metalle und technische Keramik. Mit einem Umsatz von 786 Millionen Euro gehört die Gruppe in Deutschland zum Mittelstand. Mit 3.000 Mitarbeitern wäre sie in Österreich eine der größeren.

Lange Zeit verlief die Karriere Meiers in geografisch sehr überschaubaren Bahnen: Geboren im obersteirischen Bruck an der Mur, Diplomingenieur-Studium in Graz, Promotion an der nur einen Steinwurf von Bruck entfernten Montanuni Leoben und parallel dazu der Berufseinstieg bei den Veitscher Magnesitwerken, einem damals durch und durch steirischen Unternehmen. Aus Veitsch wurde Radex Heraklith und daraus die RHI. Und Meier mittendrin, als er mitten in der Asbest-Krise zum Vorstandschef wurde. Als zur Jahrtausendwende in den USA eine Welle von Klagen losbricht, in der es um die Belastung von Angestellten und Umwelt durch Asbest geht, ist auch die RHI betroffen. Denn kurz zuvor hatte man drei US-Unternehmen übernommen, gegen die asbestgeschädigte Arbeiter nun mit milliardenschweren Sammelklagen vor Gericht ziehen.

Damit nicht die gesamte RHI in eine Insolvenz gerissen wird, ziehen Meier und seine Vorstandskollegen bei der RHI die Notbremse. „Der Rückzug aus den USA war der einzig richtige Weg. Ursprünglich sind wir von 120.000 Klagen à 1.500 Dollar ausgegangen, zum Schluss waren es 450.000 Kläger, die durchschnittlich 4.000 Dollar forderten“, erinnert er sich. Eine endgültige Entwarnung in der Asbest-Causa kommt erst 2013 – aufgrund der Verträge, die Maier damals mit den ehemaligen Vorbesitzern Honeywell und Halliburton aushandelte. Doch da war Meier längst weg.

Über die Ursachen für seinen Abgang bei der RHI im Jahr 2008 befragt, verweisen Weggefährten immer wieder auf Martin Schlaff, der 2007 zum Kerninvestor im Unternehmen wurde. Meier wurde bereits vor dem Einstieg von Schlaff vom Aufsichtsrat als Nachfolger des scheidenden CEO Helmut Draxler bestellt, war in der neuen Aktionärsstruktur letztlich aber nur knappe zwei Jahre in dieser Position tätig. Dann können die Herren Schlaff und Meier nicht mehr wirklich gut miteinander, auch wenn über konkrete Zerwürfnisse nur wenig nach außen dringt und Meier von sich aus die RHI verlässt. „Seine Aktionäre kann man sich nicht aussuchen“, ist schon eine der prägnanteren Stellungnahmen, die von Meier dazu zu bekommen sind.

Heute hat Meier weniger mit den USA, sondern mehr mit Asien zu tun. Derzeit baut der Steirer das Fernostgeschäft des deutschen Metallurgiekonzerns H.C. Starck aus. Joint Ventures in China, Vietnam und Japan und eine sehr konsequente Positionierung gegen Produktund Technologiepiraterie gehören zu seinen Schwerpunkten. Dass er trotz allem seine Wurzeln nicht vernachlässigt, beweist eine Personalie: Der unlängst in den H.C.-Starck-Vorstand geholte Edmar Allitsch ist ein steirischer Kollege aus alten Tagen: Er studierte ebenfalls in Leoben – und war bei der RHI für das Nordamerika-Geschäft zuständig.

Zur Person

Der promovierte Chemieingenieur Andreas Meier (53) war zur Zeit der Asbest-Krise von RHI-Vorstand des Unternehmens. Seinem Verhandlungsgeschick ist es unter anderem zu verdanken, dass das Unternehmen trotz Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe nicht unterging. Als Investor Martin Schlaff die Mehrheit bei der RHI übernahm, schied Meier als CEO aus und ging zunächst zum belgischen Mineralien- und Kalkproduzenten Lhoist. Seit 2010 ist er Vorstandschef des Metallurgiekonzerns H.C. Starck. Meier ist verheiratet und hat drei Kinder.