Quartalszahlen : Trotz Skandal - Volkswagen ist wieder weltgrößter Autobauer

Inmitten der Abgasaffäre hat Volkswagen dank eines starken China-Geschäfts den Rivalen Toyota beim Absatz wieder überholt. Der Wolfsburger Konzern war damit im ersten Quartal der weltgrößte Fahrzeughersteller.

Bei Toyota ging der Absatz in den ersten drei Monaten unter anderem wegen eines Produktionsstopps in einigen heimischen Fabriken nach einer Explosion um 2,3 Prozent auf 2,46 Millionen Stück zurück, wie die Japaner in Tokio mitteilten.

VW hatte bereits Mitte April mitgeteilt, dass der Absatz konzernweit trotz der Probleme in den USA infolge des Skandals um manipulierte Abgastests um 0,8 Prozent auf 2,51 Millionen Stück geklettert war. Wachstumstreiber in den ersten drei Monaten des Jahres war vor allem ein starkes China-Geschäft.

VW war bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres an den Japanern vorbeigezogen, gab die Spitzenposition infolge des Diesel-Skandals aber wieder ab. Die Japaner waren 2015 mit 10,15 Millionen verkauften Fahrzeugen zum vierten Mal in Folge der weltweit größte Autohersteller. Nummer zwei war VW mit einem Absatz von 9,93 Millionen Stück. Nummer drei sowohl im vergangenen Jahr als auch im ersten Quartal war der US-Konzern General Motors, zu dem der deutsche Hersteller Opel gehört.

Konzernchef Müller rechnet mit einem schweren Jahr 2016

Allerdings hat Volkswagen wegen des Abgasskandals im Vorjahr den größten Verlust seiner Unternehmensgeschichte geschrieben. Auch für das laufende Jahr geht der deutsche Autokonzern von weiteren Lasten aus. "Wir wissen, 2016 wird für den Volkswagen-Konzern noch einmal ein sehr anspruchsvolles Jahr", sagte Vorstandschef Matthias Müller am Donnerstag bei der Präsentation der Bilanz des vergangenen Jahres.

Digitalisierung und der immer härter werdende Wettbewerb

Volkswagen müsse nicht nur die finanziellen Folgen der millionenfachen Abgasmanipulation schultern, sondern gleichzeitig die Neuausrichtung auf umweltschonendere Antriebe bewältigen und die Digitalisierung einleiten. Zudem werde der Wettbewerb weltweit immer härter. Gleichzeitig geht Müller davon aus, dass die Konkurrenz Kapital aus der Lage von VW schlagen will.

Bei alledem könne Volkswagen mit keinem Rückenwind vom Markt rechnen. Die Wolfsburger wollten sich jedoch nicht von der Krise lähmen lassen, betonte Müller. "Insgesamt haben wir aus heutiger Sicht gute Chancen, uns 2016 im operativen Geschäft solide zu entwickeln." Der Konzern mit seinen zwölf Marken habe eine starke finanzielle Substanz.

Trotzdem gute Aussichten im operativen Geschäft 2016

Im abgelaufenen Jahr hatten milliardenschwere Rückstellungen für "Dieselgate" dafür gesorgt, dass der Konzern erstmals seit seiner Gründung tiefrote Zahlen schrieb. Gleichwohl erhalten die Aktionäre, darunter die Familien Porsche und Piech, eine Minidividende von wenigen Cent. Die Millionenboni des Vorstands werden um 30 Prozent gekappt - aber nicht gestrichen. Die Arbeitnehmer müssen um ihre Arbeitsplätze fürchten.

Martin Winterkorn kassiert sieben Millionen Euro

Unterdessen kann sich der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn für das Skandaljahr 2015 über ein Gehalt von 7,3 Millionen Euro freuen. Fast 5,9 Mio. Euro davon waren "erfolgsabhängige variable Gehaltsbestandteile". Mehr zum Millionenbonus für Winterkorn und den Gehältern der anderen VW-Manager hier. (dpa/reuters/apa/red)