Stahlindustrie : Stahldumping: Europa will Druck auf China erhöhen

China hat sich im Kreis der G-20-Staaten der Forderung des Westens angeschlossen, gegen Überkapazitäten im Stahlsektor und anderen Industriezweigen vorzugehen. Laut dem Entwurf verpflichten sich die Staaten, "wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Herausforderungen zu bewältigen".

Besonders China, der Gastgeber des diesjährigen G-20-Treffens, wurde zuletzt wegen seiner gewaltigen Überkapazitäten international hart kritisiert. Eine künstliche Überproduktion und andere strukturelle Probleme hätte "negative Auswirkung auf Handel und Arbeitsplätze verursacht", heißt es im Entwurf der Abschlusserklärung des G-20-Gipfels im ostchinesischen Hangzhou.

Praktisch alle wichtigen Industriezweige in China betreiben derzeit im eigenen Land deutlich mehr Fabriken als ökonomisch in der andauernden Konjunkturflaute notwendig.

Europa, die USA und auch Japan werfen der zweitgrößten Volkswirtschaft vor, Stahl und andere Waren zu Dumping-Preisen zu exportieren, um die Überkapazitäten im eigenen Land abzubauen. Auch die US-Regierung und die deutsche Regierung wollen das Thema beim Gipfeltreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) ansprechen. US-Amerikaner und Europäer gehen bereits mit Dumpingklagen gegen China vor.

Juncker will im Stahlkonflikt Druck auf China erhöhen

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verlangt von China einen Abbau der hohen Überkapazitäten auf dem Stahlmarkt. Vor Beginn des G-20-Gipfels im chinesischen Hangzhou sprach Juncker von einem "globalen Problem, aber mit einer speziellen chinesischen Dimension".

Die Volksrepublik müsse als weltweit größter Stahlproduzent ihrer Verantwortung gerecht werden und zu einer Lösung beitragen. Dazu solle sich das Land an einem internationalen Beobachtungssystem für Stahlkapazitäten beteiligen.

Juncker unterstrich, die EU-Kommission werde nicht hinnehmen, dass China Produkte mit Niedrigstpreisen weltweit in den Markt drücke und damit tausende Jobs in der europäischen Stahlwirtschaft gefährde.

Chinas Präsident Xi Jinping: "Wir sind auf Reformen angewiesen"

Chinas Präsident Xi Jinping zeigte sich zumindest nach außen hin kooperationsbereit. Notwendige Reformen würden in "umfassender Weise vertieft" und eine auf Innovation und grüne Entwicklung fokussierte Entwicklungsstrategie umgesetzt, sagte Xi im Vorfeld des Gipfeltreffens der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G-20) in der chinesischen Stadt Hangzhou.

"Wir sind auf Reformen angewiesen, um eine Wachstumsrate im mittleren bis hohen Bereich zu behalten", sagte der chinesische Präsident. "Die Reformschritte werden vorangetrieben, nicht abgeschwächt." Dazu gehört seinen Worten zufolge auch der angekündigte Kapazitätsabbau insbesondere in der Stahl- und Kohleindustrie, auf den USA und EU dringen. "Wir werden unsere Versprechen halten", so Xi.

Experten: Schritte Pekings keineswegs ausreichend

In seiner Rede erinnerte Xi daran, dass China bereits mit der Reduzierung von Kapazitäten etwa in der Stahl- und Kohleindustrie begonnen habe. Viele Experten halten die getroffenen Maßnahmen allerdings noch nicht für ausreichend.

Chinas Wirtschaft wächst noch immer schneller als die der meisten anderen Länder der Welt. Mit 6,7 Prozent lag das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr jedoch so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr. (reuters/dpa/apa/red)