Ölpreise : Saudi-Arabien hält niedrigen Ölpreis jetzt doch für schädlich

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Der saudiarabische Energieminister Khalid al-Falih warnt vor den Folgen anhaltend niedriger Ölpreise. Das aktuelle Ölpreisniveau führe dazu, "dass nicht genügend Einnahmen generiert werden und damit investiert werden kann", sagt Al-Falih dem "Handelsblatt". Al-Falih ist zugleich Chairman des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, des größten Ölkonzerns der Welt.

Der Preisrückgang habe bereits "zu verringerten Investitionen und zu einem erheblichen Rückgang des Ölangebots" aus bestimmten Quellen geführt. "Wir brauchen einen höheren Preis als 50 Dollar, um langfristig ein Gleichgewicht zu erreichen", sagte der Minister. Das Optimum liege "irgendwo zwischen" 110 Dollar, die vor einigen Jahren gezahlt wurden, und dem heutigen Wert von 50 Dollar, sagte der Minister.

Riesige Lagerbestände und Finanzspekulanten

Angebot und Nachfrage seien jetzt wieder ausbalanciert, ergänzte er. Aber es seien noch riesige Lagerbestände aus den vergangenen Jahren auf dem Markt, einige Hundert Millionen Barrel überschüssiges Öl. Es werde noch lange Zeit brauchen, dieses Überangebot abzubauen. Daneben gebe es die Finanz-Community, die je nach Gefühl mit Öl spekuliert und auf die Preise ebenso einwirke wie Währungsschwankungen. Zudem führten Unruhen und Unfälle in Förderländern zu Lieferausfällen.

Das alles beeinflusse den Ölpreis und mache es unmöglich, die Ölpreisentwicklung vorherzusagen. Aber im Vergleich zu vor einem Jahr entwickle sich der Ölpreis jetzt in die richtige Richtung, sei der Markt ausgeglichen.

Saudi-Arabien will seine Wirtschaft umfassend umbauen

Saudi-Arabien stehe zudem vor einem grundlegenden Umbau seiner Wirtschaft. "Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, ein hoch entwickeltes Industrieland zu werden. Unsere Vorbilder sind Länder wie Deutschland, Japan oder Südkorea", sagte Al-Falih. Der Minister will sein Land von den Öleinnahmen unabhängig machen. "Die starke Abhängigkeit des saudi-arabischen Staatshaushalts von Saudi Aramco hat mir lange Sorgen bereitet. Es ist richtig, dass sich die Regierung schrittweise aus dieser Abhängigkeit lösen will."

Al-Falih setzt beim Umbau des Landes auf das Ausland: "Westliche Unternehmen spielen die Schlüsselrolle", sagte er und verwies dabei auf Siemens. "Siemens ist ein gutes Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit mit einem deutschen Unternehmen", sagte der Minister. Die saudische Regierung spricht aber auch gezielt den Mittelstand an: "Am besten sollten auch die Zulieferer zu uns kommen. Wir stellen gerne ein attraktives Umfeld für diese Unternehmen bereit. (APA/Reuters/red)