Überprüfung : Martha Oberndorfer räumt hinter Kemler her

Kaum im Amt, hinterfragt die neue ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer, die auf Rudolf Kemler folgte, einige seiner Entscheidungen. Denn angeblich sind etliche der ÖBIB-Mitarbeiter im letzten Frühling in den Genuss von spürbaren Gehalts- und Boni-Erhöhungen gekommen, wie der Standard online berichtet. Die Einkommen der betroffenen Mitarbeiter konnten demnach um 30 bis 40 Prozent erhöht werden. Nun werde laut Informationen des "Standard" recherchiert, inwieweit ein interimistischer Geschäftsführer zu solchen Schritten ermächtigt ist, wenn er weiß, dass sich die Struktur des Unternehmens demnächst ändern wird. Zudem wird hinterfragt, ob der Eigentümer der ÖBIB mit dem Thema Gehalts- und Boni-Erhöhungen befasst wurde. Bestätigt wird all das nicht, die ÖBIB gibt zu diesem Thema "keine Stellungnahme" ab.

Kritik an Arbeitszeiten

Auch Betriebsvereinbarungen werden überprüft, so der Standard, denn Kemler habe eine Vereinbarung über Gleitzeit im Rahmen eines Vertrauensarbeitszeitmodells unterschrieben, das keine Kernzeiten festlegt - und das 20 Tage vor seinem Abgang. Die Mitarbeiter seien demnach "mündig und ethisch handelnd" und würden mit der ihnen eingeräumten Flexibilität vertrauensvoll umgehen, so der Vertrag - eine Kernarbeitszeit sei darin gar nicht vorgesehen. Martha Oberndorfer allerdings sieht dies anders, sie finde, dass es in einem staatlichen Unternehmen sehr wohl Kernarbeitszeiten geben sollte. Damit hat sie sich beim Betriebsrat durchgesetzt: Die Betriebsvereinbarung, die ab 1. Juli gelten sollte, ist (noch) nicht in Kraft. Sie werde nun juristisch geprüft, bestätigt der ÖBIB-Pressesprecher laut der Zeitung.

ÖIAG wurde zur ÖBIB

Nachdem die ÖIAG in die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen ÖBIB GmbH umgewandelt wurde und das ÖBIB-Gesetz in Kraft trat, mit dem die Neuordnung und Umstrukturierung der Staatsholding fixiert worden ist, wurde aus dem letzten ÖIAG-Chef Rudolf Kemler auch der interimistische Geschäftsführer der ÖBIB. Nach Turbulenzen in der Staatsholding wurde sein Vertrag im Vorjahr von 2017 auf den 31. Oktober 2015 verkürzt, nach dem pannenreichen Abgang von OMV-Chef Gerhard Roiss musste er noch früher gehen. Martha Oberndorfer hat ihn ersetzt und betont seitdem, dass ihre Aufgabe auch vor allem die Verschlankung der Beteiligungsgesellschaft ist.

Fotostrecke: Die Beteiligungen der ÖBIB

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