Stahlindustrie : Krupp-Stiftung gibt Thyssenkrupp-Chef Rückendeckung für Umbau

Die Krupp-Stiftung stellt sich einem möglichen Umbau des Stahl- und Industriekonzerns Thyssenkrupp nicht entgegen. "Die europäische Stahlindustrie ist derzeit bekanntlich in einer sehr schwierigen Situation", sagte Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

"Dass es seit längerer Zeit Gespräche zwischen den Stahlproduzenten in Europa gibt, um zu Lösungen zu kommen, liegt auf der Hand", so die Stiftungschefin vor wenigen Tagen. Die Stiftung vertraue den Verantwortlichen um Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger. Mit 23 Prozent ist die Stiftung größter Aktionär des Konzerns.

Hiesinger hat sich für eine Neuordnung der von Überkapazitäten und Billig-Importen gebeutelten europäischen Stahlindustrie ausgesprochen. "Es gibt hier viele Möglichkeiten, von Kooperationen, Fusionen, bis hin zu Zusammenschlüssen ohne Cash-Fluss", sagte Gather. "Diejenigen, die auf Seiten von Thyssen-Krupp verhandeln, werden die Optionen richtig in den Blick nehmen." Die Nachrichtenagentur Reuters hatte erfahren, dass Thyssenkrupp bereits mit Tata Steel Gespräche über einen Zusammenschluss führt.

Auch einem Ausstieg von Thyssenkrupp aus dem Stahlgeschäft würde sich die Stiftung nicht in den Weg stellen. "Das Wichtigste ist das langfristige Unternehmens- und Arbeitnehmerwohl, dem sich der Stifter Alfried Krupp stets verpflichtet gefühlt hat", sagte Gather, die die Stiftung als Nachfolgerin des legendären Industriemanagers Berthold Beitz führt. Die Entscheidung von Hiesinger, an der Aufzugssparte festzuhalten, sei nachvollziehbar und die Argumente stichhaltig. Sie sei zufrieden mit der Arbeit von Hiesinger.

"Die Strategie eines integrierten und diversifizierten Industriekonzerns zu diesem Zeitpunkt und unter den jetzigen Rahmenbedingungen überzeugt mich", sagte Gather. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Spekulationen über einen Verkauf der Aufzugstochter gegeben.

Die Krupp-Stiftung ist derzeit mit einem Anteil von 23,03 Prozent größte Einzelaktionärin des Essener Konzerns. Auf dem zweiten Platz folgt der schwedische Finanzinvestor Cevian mit 15,08 Prozent.

ThyssenKrupp-Chef Hiesinger hatte erst vor kurzem eine mögliche Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie als einen "Schritt nach vorn" bezeichnet. Ob und wann eine solche Konsolidierung stattfinde, sei jedoch noch völlig unklar, so Hiesinger. Das "Handelsblatt" hatte dagegen berichtet, dass eine mögliche Neuaufstellung der Branche noch vor Jahresende anlaufen könne.

(reuters/dpa/apa/red)