Konjunktur : Konjunktur der Eurozone kann dem Brexit-Votum trotzen

Die Eurozone verdaut den Brexit-Schock bisher besser als erwartet. Der Einkaufsmanager-Index für die Privatwirtschaft kletterte im August um 0,1 auf 53,3 Punkte und erreichte damit ein Sieben-Monats-Hoch. Das geht aus der Umfrage des Instituts IHS Markit unter 5.000 Unternehmen aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor hervor.

Ökonomen hatten einen leichten Rückgang erwartet. "Die Eurozone setzt ihren Wachstumskurs auch im dritten Quartal 2016 fort", sagte IHS-Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Der Aufschwung hat von der Unsicherheit nach dem Brexit-Votum keinen weiteren Schaden davongetragen." Da das Barometer leicht über dem Jahresschnitt liege, dürfte die Eurozone im dritten Quartal ähnlich wachsen wie im ersten Halbjahr.

"Viele Volkswirte erwarten, dass der Brexit-Schock der Konjunktur im Euroraum einen spürbaren Dämpfer versetzen wird", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Doch bisher gibt es hierfür keine Anzeichen." Ähnlich beurteilt das BayernLB-Experte Stefan Kipar: "Eine Konjunktur-Panik nach dem überraschenden Brexit-Votum bleibt bislang aus". Die Briten hatten am 23. Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union gestimmt, was an den Märkten zunächst Turbulenzen auslöste.

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Die Industrie in der Eurozone steigerte ihre Produktion in dem Sommermonat. Allerdings verbuchte sie die schwächste Nachfrage seit eineinhalb Jahren: Darin spiegelt sich die flaue Weltkonjunktur wider, die etwa unter der Schwäche vieler großer Schwellenländer wie Brasilien und Russland leidet. Dagegen fiel das Auftragsplus bei den Dienstleistern so groß aus wie zuletzt vor vier Monaten. Zugleich bewerteten die Dienstleister ihre Geschäftsaussichten aber so schlecht wie seit Dezember 2014 nicht mehr.

Frankreich gelang der Umfrage zufolge das stärkste Wirtschaftswachstum seit Oktober 2015. "Das Land liegt damit aber weiter hinter Deutschland, wo sich die Wachstumsrate von ihrem Sieben-Monats-Hoch im Juli abschwächte", erklärte das Institut. Dennoch bleibe Deutschland "das Zugpferd der Eurozone". Auch die übrigen von der Umfrage erfassten Länder verzeichneten ein robustes Wachstum.

In Übersee geht es in einigen Ländern ebenfalls leicht aufwärts. In Japan zog die Industrieproduktion im August erstmals seit einem halben Jahr wieder an. Das auf einer Befragung von Einkaufsmanagern basierende IHS-Barometer stieg hier auf 50,6 Zähler nach 49,4 Punkten im Juli. (APA/Reuters/red)