Prozessindustrie : Joe Kaeser könnte über tausend Jobs bei Siemens streichen

Bei Siemens droht offenbar ein weiterer Stellenabbau. Im Geschäftsbereich Prozessindustrie und Antriebe werde voraussichtlich eine vierstellige Zahl von Arbeitsplätzen in Deutschland gestrichen oder ins Ausland verlagert. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf Industriekreise.

Kein Kommentar von Siemens

"Das ist ein Bereich, der massiv unterausgelastet ist über viele Werke in der Welt", so ein Eingeweihter gegenüber der Zeitung. In dem Geschäftsfeld hatte Siemens angesichts schwacher Ergebnisse im vergangenen Jahr den Chef ausgetauscht. Es stellt Antriebe für Branchen her, die Rohstoffe gewinnen und verarbeiten.

Der Einbruch der Ölpreise erhöht hier offenbar massiv den Druck - denn die großen Ölmultis fahren ihre Investitionen zurück oder stoppen sie ganz. Doch dem Bericht zufolge gibt es auch hausgemachte Probleme.

Das Unternehmen wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Kaeser hat Investoren mehr Gewinn versprochen

Siemens-Chef Joe Kaeser hatte dem Konzern einen Sparkurs verordnet, der die Streichung von weltweit 13.000 Stellen zur Folge hat. Ende September beschäftigte das deutsche Industrieflaggschiff 348.000 Mitarbeiter, davon 114.000 in Deutschland.

Vor wenigen Tagen kündigte Kaeser trotz des Gegenwinds am Weltmarkt steigende Gewinne für die Investoren an. Weil in der Zugsparte, bei Kraftwerken und in der Medizintechnik die Nachfrage deutlich anzieht, hat der Konzern seine Prognose deutlich erhöht.

Zeitgleich mit möglichen Entlassungen kauft der Konzern um knapp eine Milliarde Dollar oder umgerechnet 925 Millionen Euro die US-Firma CD-adapco. Ziel sei es, im Geschäft mit Simulationssoftware für die Autoindustrie Fuß zu fassen und das Konzernsegment Digitale Fabrik auszubauen.

Großauftrag für Siemens-Werk in der Steiermark

Während die Aussichten in der Prozessindustrie eher düster sind, geht es im Bereich Windkraftindustrie bei Siemens zur Zeit recht dynamisch zu. Denn nach dem jüngsten Milliardenkauf wird offenbar schon der nächste Deal vorbereitet - die Zusammenlegung der eigenen Sparte für Windkraft mit dem spanischen Hersteller Gamesa. Das Ziel ist eine neue, riesige Tochterfirma für die Herstellung von WIndkraftanlagen.

Zugleich meldet das Siemens-Werk Weiz in der Steiermark einen Großauftrag im Bereich Windkraftindustrie. Das Werk liefert 56 direkt angetriebene Windturbinen für zwei große Windkraftparks in Irland. Die Transformatoren dazu werden in Weiz gebaut - so wie übrigens die Transformatoren bei jedem Windkraftprojekt, an dem Siemens federführend ist. (reuters/apa/red)