Stahlindustrie : Heinrich Hiesinger: Licht am Ende des Tunnels für Thyssenkrupp

Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger sieht nach weiteren Gewinneinbußen Licht am Ende des Tunnels. "Wir verzeichnen jetzt erste Verbesserungen bei den Roh- und Werkstoffpreisen. Dies wird sich günstig auf die weitere Ergebnisentwicklung auswirken", sagte der Manager bei der Vorlage des Quartalsberichts.

Der Schwerindustrie mit knapp 90.000 Beschäftigten in Deutschland und über 300.000 in Europa machen seit Jahren Überkapazitäten, Billigimporte aus China, Preisdruck und immer schärfere Klimaschutzbestimmungen zu schaffen.

Zuletzt hatten auch ArcelorMittal, Salzgitter und der Stahlhändler Klöckner & Co über anziehende Stahlgeschäfte berichtet. Zugleich blieben sie aber vorsichtig, ob diese Entwicklung von Dauer sein wird. KlöCo-Chef Gisbert Rühl rechnet etwa damit, dass die Preise in den USA wegen des hohen Importdrucks wieder nachgeben, während sie in Europa stagnieren. Zuvor seien sie seit ihren Tiefstständen Mitte 2015 um etwa ein Viertel gestiegen.

"Dauerhafte Erholung vorerst nicht in Sicht"

Doch trotz der jüngsten Preiserholung sieht sich die Stahlindustrie um den deutschen Branchenführer ThyssenKrupp nicht auf dem Weg zu alten Glanzzeiten. Eine dauerhafte Erholung sei nicht in Sicht, ergänzte Finanzchef Guido Kerkhoff im Einklang mit anderen Branchenvertretern.

"Ich würde nicht sagen, dass es mit den Stahlpreisen weiter nach oben geht." Der Konzern werde daher seine Sparanstrengungen forcieren und sehe weiter einen Konsolidierungsbedarf. Zu den Fusionsgesprächen mit Tata Steel hüllte sich das Management in Schweigen.

Aktuell zu Thyssenkrupp und Tata:

Fusionspläne von Tata und Thyssenkrupp: Die 4 wichtigsten Hintergründe >>

Auch wegen weiterer Einbußen in der europäischen Stahlsparte schrumpfte bei ThyssenKrupp im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 (per Ende September) der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 18 Prozent auf 441 Mio. Euro. Der operative Gewinn bei Steel Europe fiel von 166 Mio. im Vorjahreszeitraum auf 91 Mio. Euro.

Das vor dem Umbau stehende Geschäft mit dem Anlagen- und U-Boot-Bau lief ebenfalls deutlich schlechter als vor Jahresfrist. Es fuhr mit 43 Mio. Euro weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes ein. Die Zahlen der Sparte Industrial Solutions seien sehr schwach gewesen, hieß es in einem Marktkommentar der UBS. Die ThyssenKrupp-Aktie verlor zeitweise über drei Prozent an Wert, holte einen Teil der Einbußen aber später wieder auf.

Thyssenkrupp setzt Sparkurs fort

Auch werde der von der Stahlkrise gebeutelte Industriekonzern seine Sparanstrengungen weiter forcieren. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 (per Ende September) sei der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 18 Prozent auf 441 Mio. Euro gefallen. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 415 Mio. Euro gerechnet.

"Wir konzentrieren uns weiter auf die Dinge, die wir selbst beeinflussen können. Und das zeigt Wirkung", betonte Hiesinger. Die bisher erzielten Einsparungen von mehr als 700 Mio. Euro lägen über den Planungen. Der Manager bekräftigte die im Mai gesenkte Prognose. Danach soll das bereinigte EBIT im Gesamtjahr bei mindestens 1,4 (Vorjahr: 1,68) Mrd. Euro liegen und der Überschuss auf dem Vorjahresniveau von zuletzt 268 Mio. Euro. Im dritten Quartal schrumpfte der Nettogewinn um ein Drittel auf 130 Mio. Euro.

In der europäischen Stahlsparte, die Hiesinger womöglich mit dem Konkurrenten Tata Steel fusionieren will, schrumpfte der operative Gewinn im Quartal auf 91 von 166 Mio. Euro. Auch das vor dem Umbau stehende Geschäft mit dem Anlagen- und U-Boot-Bau lief deutlich schlechter als vor Jahresfrist. Es fuhr noch mit 43 Mio. Euro weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes ein. Hauptgewinntreiber waren das Geschäft mit Autoteilen und die lukrative Aufzugssparte. (APA/Reuters/red)

Aktuell zum Thema:

Stahl kochen mit Wasserstoff: Hintergründe zur Linzer Pilotanlage der Voestalpine >>

Deutsche Stahlindustrie: Ende der Talfahrt ist in Sicht >>

KlöCo: Aufhellung in der Stahlindustrie - aber noch lange keine Feierlaune >>

ArcelorMittal: "Unsere Zukunft hängt nicht von der Stahlindustrie ab" >>