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Energiewende : Energiewirtschaft: Ohne Kohlekraftwerke wird es auch 2050 nicht gehen

Deutschland benötigt nach Einschätzung des Industrieexperten Franz-Josef Wodopia trotz aller Klimabedenken noch viele Jahre lang Kohlekraftwerke für die Stromversorgung. "Wir brauchen sie mindestens bis 2050", sagte der Geschäftsführer des Vereins der Kohlenimporteure, dem große Kraftwerksbetreiber wie RWE, Uniper, Steag und EnBW angehören. "Wie es danach weitergeht, hängt davon ab, ob ein Durchbruch bei der massenhaften Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien gelingt."

Der Ökonom Wodopia ist als langjähriger Chef des Gesamtverbandes Steinkohle und jetziger Geschäftsführer des Vereins der Kohlenimporteure ein Pro-Kohle-Lobbyist. Er ist aber zugleich einer der bundesweit größten Kenner der Materie.

42 Prozent des deutschen Stroms kommen aus der Kohle

2015 lag der Steinkohle-Anteil an der deutschen Stromerzeugung nach Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums bei 18,2 Prozent. Steinkohle und Braunkohle zusammen stehen für gut 42 Prozent.

Erneuerbare Energien legen zwar zu und decken inzwischen rund ein Drittel des Strombedarfs ab. Für die starken Schwankungen der Wind- und Sonnenenergie gibt es angesichts des derzeitigen Mangels an bezahlbaren Massenspeichern laut Wodopia aber nach wie vor keine Lösung. Die Kohlekraftwerke seien deshalb für die Versorgungssicherheit unerlässlich.

Diese Zahlen sind auch ein zentraler Teil der eigentlichen Wahrheit hinter dem aktuellen Hype rund um Elektroautos von Tesla und Co. Bei allen Elektroautos betont die Werbung das emissionsfreie Fahren und die besondere Umweltfreundlichkeit. Tatsächlich sind Elektroautos nur dann umweltfreundlich, wenn sie den Strom gänzlich erneuerbaren Quellen wie Photovoltaik und Windkraftwerken beziehen. Stammt der Strom beispielsweise in Deutschland aus einer ganz gewöhnlichen Steckdose oder dem üblichen Strommix, ist der Ausstoß von CO2 höher als bei jedenm mit Diesel fahrenden Fahrzeug.

Massive Kritik an Kohlekraftwerken

Neben der besonders umstrittenen Braunkohle sind auch Steinkohle-Kraftwerke in jüngster Zeit verstärkt in die Kritik geraten. Die Berliner Stiftung Agora Energiewende schlug vor kurzem einen Ausstieg aus der Steinkohle bis spätestens 2040 vor, der BUND plädiert aus Klimaschutzgründen für ein Ende der Steinkohle-Verstromung innerhalb von 15 Jahren. Agora Energiewende argumentiert, dass ein 25-jähriger Übergangszeitraum der Energiebranche ausreichend Zeit für den Umbau ihrer Strukturen lasse.

Anteil der Erneuerbaren ohne stabilen Sockel an fossilen Energien nicht zu halten

Laut Wodopia sind schnelle Ausstiegsszenarien aus der konventionellen Erzeugung nach jetzigem Stand auch aus technischen Gründen kaum umzusetzen. Die stabile 50-Hertz-Frequenz des Stromnetzes sei ohne einen starken Sockel an konventionell erzeugtem Strom nicht zu halten. Das zeigten unter anderem die hohen Kosten für Eingriffe der Netzbetreiber, die schon jetzt zur Netzstabilisierung nötig seien.

Die Bundesnetzagentur hatte vor kurzem bekanntgegeben, dass die Kosten für solche Netzeingriffe auf jährlich etwa eine Milliarde Euro gestiegen sind und sich mittelfristig sogar vervierfachen könnten.

Als Ersatz für die Kohle den Strom-Anteil des Erdgases von bisher knapp 9 Prozent auszubauen, verursache nicht nur erhebliche Mehrkosten, sondern bringe nach einer vom Kohlenimporteure-Verein initiierten Studie möglicherweise auch klimapolitisch keinen Fortschritt. Gaskraftwerke erzeugten zwar bei der Verbrennung weniger Schadstoffe, dafür fielen aber bei der Förderung und beim Transport von Erdgas besonders schädliches Methan und auch weitere Kohlendioxid-Emissionen an, sagte Wodopia.

Deutschlands letzte zwei Steinkohlezechen werden 2018 geschlossen

In Deutschland gibt es nur noch zwei aktive Steinkohlezechen, die Ende 2018 geschlossen werden. Die Kraftwerkskohle in Deutschland stammt bereits jetzt zu etwa 90 Prozent aus Importen, ab 2019 steigt der Anteil auf 100 Prozent.