Hintergrund : Elon Musk verspricht ein "Turbowachstum" mit Tesla

Elon Musk ist Misserfolg nicht gewohnt. Der schillernde Chef des Elektroautobauers Tesla ist ein Superstar der Tech-Szene - er wird mit Steve Jobs, Henry Ford und Thomas Edison verglichen. Auch die Anleger liebten den 44-jährigen Selfmade-Milliardär bisher. Obwohl Tesla regelmäßig hohe Verluste einfuhr, wurde das Unternehmen an der Börse als innovativer Fahnenträger der E-Mobilität gefeiert.

Zuletzt schien sich das Blatt zu wenden. Seit dem Jahresbeginn stürzte die Aktie um 40 Prozent ab. Doch bei der Präsentation der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr gelang es Musk jetzt offenbar, den Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Obwohl sich Teslas Verlust im vierten Quartal verglichen mit dem Vorjahr auf 320 Millionen Dollar fast verdreifachte, schoss die Aktie nachbörslich zeitweise um 15 Prozent in die Höhe.

Musk gab überraschend ambitionierte Ziele aus - und versetzte die Investoren damit in Euphorie. Im neuen Geschäftsjahr sollen bis zu 90 000 Wagen ausgeliefert werden - das wäre eine Steigerung von fast 80 Prozent zum Vorjahr. "2016 planen wir mit noch stärkerem Auslieferungs-Wachstum als in diesem Jahr", teilte Musk im Schreiben an die Aktionäre mit. Damit nicht genug - das chronisch defizitäre Unternehmen, das seit Gründung 2003 noch keinen Jahresgewinn geliefert hat, soll in diesem Jahr profitabel werden.

Ob Musk seine Versprechen diesmal halten kann, bleibt abzuwarten

Allerdings bleibt abzuwarten, ob Musk seine ehrgeizigen Versprechen erfüllen kann. Es wäre nicht das erste Mal, dass er Prognosen später wieder einkassiert. Die Ausgangslage, um den Turbo einzulegen, ist derzeit eher ungünstig. Allgemein leiden E-Autos unter dem niedrigen Ölpreis, der sich in günstigem Benzin an den Tanksäulen niederschlägt. Die Nachfrage nach verbrauchsarmen Alternativen wird dadurch gedämpft.

Dieses Problem trifft Tesla zwar nicht so stark wie andere Anbieter, weil der Hersteller bisher nur Luxus-Modelle anbietet und nicht über mangelnde Kauflust reicher Kunden klagen kann. Doch perspektivisch könnte Billigsprit die geplante Offensive im Massenmarkt erschweren.

Die Firma kämpft zudem mit hausgemachten Schwierigkeiten. Vor allem der lahme Anlauf der Produktion des Elektro-SUV "Model X", dessen Auslieferung im Herbst nach diversen Verschiebungen begann, lässt Analysten an Tesla zweifeln. Die schleppende Fertigung könne zu Lieferschwierigkeiten führen und noch mehr Geld verbrennen, warnt etwa Autoexperte Brian Johnson von der Großbank Barclays.

"Risiken des aggressiven Wachstums"

"Das ruft die Risiken der aggressiven Wachstumsambitionen für die nächsten Jahre zurück ins Gedächtnis", meint Johnson. Musk, der sein Vermögen mit dem Bezahldienst Paypal machte und nebenher unter anderem auch noch die Raumfahrtfirma SpaceX führt, hat mit Tesla große Pläne. In Nevada baut das Unternehmen eine riesige Batteriefabrik. Die "Gigafactory" soll Tesla in Zukunft einmal profitabel machen, kostet aber zunächst viel Geld.

Im nächsten Monat will die Firma, die bislang nur die Limousine "Model S" in größerem Stil verkauft, mit dem "Model 3" einen für die breitere Bevölkerung erschwinglichen Stromer vorstellen. Er soll mit etwa 35.000 Dollar weniger als die Hälfte der Premium-Modelle kosten und 2017 den Massenmarkt entern.

Allerdings macht General Motors (GM) mit einem ähnlichen Angebot Konkurrenz. GM will Tesla mit dem Chevrolet Bolt EV zuvorkommen - mit einer Reichweite von 320 Kilometern und einem Preis von rund 30.000 Dollar nach Abzug staatlicher Vergünstigungen ein ernstzunehmender Wettbewerber. Barclays-Analyst Johnson sieht trotzdem gute Chancen für Musks Offerte: "Das Model 3 könnte das Interesse an Tesla Ende März wieder entfachen."

(Von Hannes Breustedt, dpa / APA)

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