Talk-Abbau : Der Streit um die slowakische Milliarden-Mine

Der Streit zwischen der mittlerweile insolventen Firma Rozmin, einer Tochtergesellschaft von Eurogas, und der Slowakei schwelt schon seit mittlerweile über einem Jahrzehnt. Mittendrin steckt Eurotalc, die Tochterfirma der heimischen Schmid Holding, die die Abbaurechte an der begehrten Talk-Mine Gemerská Poloma im Osten der Slowakei hält. Zu unrecht hält, wie Wolfgang Rauball, Vorstandschef der amerikanischen Minengesellschaft Eurogas, immer wieder wettert. Denn ursprünglich besaß Rozmin die Lizenzen zum Abbau des Talkvorkommens, diese wurden dem Unternehmen allerdings von der Slowakei entzogen. Das Argument: Rozmin hat keinen Talk abgebaut. Nach slowakischem Recht werden demnach die Abbaurechte neu ausgeschrieben."Diese Ausschreibung hat ein mit uns befreundeter Unternehmer - Doktor Engel mit seiner VSK Mining - erhalten, und begonnen, dort zu arbeiten. Das Vorkommen wurde gemeinsam mit uns aufgeschlossen", erklärt Robert Schmid, Chef der Schmid Industrieholding, auf Anfrage des INDUSTRIEMAGAZIN.

Neue Erkenntnisse

Nach Informationen von Eurogas habe nun der Chef der Bergbaubehörde in Spisska Nova Ves, Antonin Baffi, auf amtliche Anforderung der Eurogas-Anwälte bestätigt, dass VSK Mining nicht an dem Vergabeverfahren 2005 teilgenommen habe - trotzdem wurde die Lizenz vonseiten der genannten Bergbaubehörde an das Unternehmen übergeben. Eurogas hat darüber hinaus schon lange behauptet, dass bei der Vergabe vieles nicht mit rechten Dingen zugegangen sei: So habe etwa eine "Mini-Buchhaltungsfirma" der Ehefrau des ehemaligen Rozmin-Gesellschafters Peter Corej namens Economy Agency den Zuschlag zur Mine erhalten - laut Informationen noch vor Vychoslovenske kamenolomy, einer Schwester der VSK Mining, und einem großen Talkproduzenten, Mondo Minerals.

Widerrechtliche Enteignung?

Überhaupt sei die "Enteignung" der Lizenz von Rozmin vonseiten der Slowakei nicht mit rechten Dingen zugegangen, man habe das Bergwerk sehr wohl erschlossen. Der Konzern hat deshalb geklagt und nach eigenen Angaben zweimal, 2008 und 2011, vor dem obersten Gerichtshof der Slowakei Recht bekommen: Demnach sei die Enteignung von Rozmin/Eurogas widerrechtlich erfolgt. Das Bergbauamt sieht das anders, wirft Eurogas vor, die Mine jahrelang nicht erschlossen zu haben und ignoriert den Richterspruch. Martin Beier, der im Gespräch mit dem INDUSTRIEMAGAZIN Eurogas-Chef Wolfgang Rauball vertritt, erklärt dazu: "Der Chef des Oberbergamts der Slowakei, Peter Kukelcik, hat fast ein Jahr, nachdem der oberste Gerichtshof zum zweiten Mal anders entschieden hatte, die Abbaulizenz ausdrücklich für die Schmid Industrieholding bestätigt. Der Einspruch von EuroGas/Rozmin gegen den Entscheid des Oberbergamts wurde (natürlich) abgewiesen. Innerhalb von drei Jahren kann der Unterlegene eine Petition beim Wirtschaftsminister einreichen. Das ist gerade geschehen."

Robert Schmid beunruhigt das keineswegs: "Wir haben bei der VSK Mining die Mehrheit übernommen und dürfen deshalb auch in der Mine Talk abbauen. Wir haben millionenfach geprüft ob das in Ordnung ist - wir sind ja nicht wahnsinnig und wollen hier in Schwierigkeiten kommen. Dieses Projekt ist sauber. Eurotalc hat rechtsgültige Bescheide, die auch mehrmals und wiederholt von Anwälten und den Behörden bestätigt wurden." Eurogas bringe nun über "abstruse Internet-Kommunikation" und Aufrufe an Medien wie das INDUSTRIEMAGAZIN Unruhe und versuche, sich Geld herauszuholen, so Schmid.

Für Wolfgang Rauball und seine Eurogas ist daran nichts sauber. Er ist überzeugt, dass die Enteignung nicht mit rechten Dingen zugegangen war und beschuldigt Eurotalc der Industriespionage. "Die Firma Eurotalc, vormals VSK-Mining, hat sich beim Bau des 4,2 Kilometer langen Stollens in den Gemerská-Berg mutmaßlich Kenntnisse zunutze gemacht, die mutmaßlich in einer Art Industriespionage aus dem Eigentum der Firma Rozmin gestohlen wurden", erklärt Beier. Diese Schadenersatzklage ruhe momentan aufgrund der Insolvenz Rozmins. "Diese Klage war so abstrus, dass selbst der slowakische Richter gefragt hat: 'Was soll ich damit?'", antwortet Schmid dem INDUSTRIEMAGAZIN auf diese Vorwürfe.

Auch auf anderer Seite wurde geklagt, nämlich wegen übler Nachrede: "Was online in den Vorwürfen steht ist durchaus gut geschrieben, als Dritter kann man das schnell glauben, weil es sach- und fachkundig klingt", so Schmid. Für die Holdiung sei es schwierig ständig zu betonen, dass das alles nicht wahr sei. "Wir sind ein älterer Familienbetrieb mit einem positiven Ruf, und jetzt gibt es diese Zecke, die ständig Gift spritzt. Wir haben Eurogas Österreich wegen übler Nachrede verklagt. Ein Gerichtsbeschluss verbietet der österreichischen Eurogas solche Vorwürfe - aber dann schreiben sie es eben von Deutschland oder den USA aus", erklärt der Manager. Dabei handle es sich eigentlich um eine Auseinandersetzung zwischen Eurogas und dem slowakischen Staat.

Internationales Schiedsgericht eingeschalten

Deshalb klagt Eurogas auch vor dem International Centre for Settlement of Investments Disputes der Weltbank in Washington ICSID gegen die Republik Slowakei auf Schadenersatz aus entgangenen Umsätzen des widerrechtlich enteigneten Talkbergwerks. Laut Informationen Beiers summierten sich die entgangenen Umsätze auf mehr als drei Milliarden Dollar. Die nächste Anhörung des ICSID-Schiedsgerichtsverfahren, das unter dem Aktenzeichen ARB/14/14, läuft, wird Ende September 2015 stattfinden, die Entscheidung der drei Schiedsrichter sei spätestens bis Frühjahr 2016 zu erwarten.

Talk-Abbau findet statt

Ein weiterer Vorwurf von Eurogas gegen Eurotalc lautet, dass die Firma im slowakischen Bergwerk selbst seit Jahren keinen Talk abbaut. Das dementiert Robert Schmid: "Dort wird Talk abgebaut. Die unterirdische Investition ist fertig, die Obertage-Investitionen, wie etwa Stein-Aufbereitungen, werden Ende 2016 fertig, ab dann läuft der Vollbetrieb. Wir investieren dabei bis zu diesem Zeitpunkt 40 Millionen Euro. Heute wird in kleinem Ausmaß abgebaut, der richtige Industriebetrieb kann erst erfolgen, wenn auch alles im Außenbetrieb steht. Wir würden Schindluder betreiben, würden wir jetzt mehr abbauen - die Mine ist auf Jahrzehnte ausgelegt."

Nach Angaben von Experten handelt es sich in der Slowakei um eine der größten und reinsten Talk-Vorkommen der Erde. Zudem liege es geografisch sehr günstig. Die Mine befindet sich nur rund 400 Kilometer von Wien. Das weiße Gestein Talk wird in der Industrie gebraucht, beispielsweise zur Herstellung von Kunststoff. So hat etwa jedes Auto etwa 25 bis 30 Kilogramm Talk eingebaut.