Spezialmaschinenbau : Chinesischer Staatskonzern schluckt Maschinenbauer KraussMaffei

Der Münchener Spezialmaschinenbauer KraussMaffei wird chinesisch. Ein Konsortium um den größten Chemiekonzern des Landes, die staatliche National Chemical Corporation (ChemChina), zahlt 925 Mio. Euro für den traditionsreichen Hersteller von Spritzgießmaschinen für die Kunststoff- und Gummi-Verarbeitung, wie der bisherige Eigentümer, die kanadische Finanzfirma Onex, mitteilt.

Ein glänzender Deal für die Finanzfirma

Onex hatte 2011 für den Hersteller von Spritzgießmaschinen zur Kunststoff-Produktion 568 Millionen Euro gezahlt. Schon damals hatte ChemChina Interesse gezeigt. Mit 925 Millionen Euro würde der Traditionskonzern gemessen am operativen Gewinn in etwa so hoch bewertet wie börsennotierte Konkurrenten - und es ist die bisher teuerste Übernahme eines chinesischen Unternehmens in Deutschland.

Für die Finanzfirma Onex íst es ein lukratives Geschäft: Ihr Eigenkapitaleinsatz hat sich dadurch verzweieinhalbfacht. Die 1839 als Hersteller von Lokomotiven gegründete KraussMaffei war seit dem Verkauf durch Siemens im Jahr 2002 durch die Hände von drei Finanzinvestoren gegangen. Der gleichnamige Panzerhersteller ("Leopard") war schon 1999 abgespalten worden.

Größte Übernahme eines chinesischen Akteurs in Deutschland

KraussMaffei ist damit die größte Übernahme, die ein Käufer aus China in Deutschland bisher getätigt hat. Das Unternehmen verspricht sich von dem neuen Eigentümer bessere Marktchancen in China.

Der größte Chemiekonzern Chinas kündigte am Montag in München an, dass die Standorte des Unternehmens mit zuletzt 4.500 Mitarbeitern erhalten würden. Zugleich sollen neue Stellen geschaffen werden. Die behördlichen Genehmigungen für die Transaktion stehen noch aus.

ChemChina hatte bereits vor gut drei Jahren um KraussMaffei gebuhlt, war damals aber dem kanadischen Finanzinvestor Onex unterlegen. "Mit ChemChina gewinnen wir einen strategischen und langfristigen orientierten Investor, der sich seit vielen Jahren für unser Unternehmen interessiert", sagte KraussMaffei-Chef Frank Stieler. Die Mitarbeiterzahl von derzeit 4.500, davon 2.800 in Deutschland, soll 2016 um 5 Prozent steigen. Das Unternehmen solle in seiner bestehenden Struktur fortgeführt werden. Neue Arbeitsplätze sollen vor allem in Deutschland entstehen, und zwar bis zu 150 in diesem Jahr.

Arbeitnehmervertreter dafür

Arbeitnehmervertreter und IG Metall begrüßten den Eigentümerwechsel. "Wir sind zuversichtlich, dass durch weiteres Wachstum die bestehenden Arbeitsplätze in Deutschland und Europa gesichert und neue geschaffen werden", erklärte KraussMaffei-Betriebsratschef Peter Krahl.

Der Umsatz von Krauss/Maffei von rund 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2014 dürfte im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent zugelegt haben. Der operative Gewinn (Ebitda) lag 2014 bei 140 Mio. Euro. ChemChina ist Chinas größter Chemiekonzern mit rund 140.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 37 Mrd. Euro.

Vom Lokomotivhersteller zur Waffenschmiede

KraussMaffei hat eine bewegte Geschichte. 1839 als Hersteller von Lokomotiven unter dem Namen "Eisenwerk Hirschau" gegründet, baute das Unternehmen von den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an auch Panzer. Die Rüstungssparte ist inzwischen in der Firma Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aufgegangen, die wiederum gerade eine Fusion mit dem seinem französischen Konkurrenten Nexter vorantreibt.

Der Maschinenbauer KraussMaffei gehörte von 1989 an zu Mannesmann, nach der Aufspaltung des Konzerns zunächst zu Siemens. 2002 stieg der Finanzinvestor KKR ein, der später an den Rivalen Madison verkaufte.

Chinesen haben seit Jahren deutsche Industriebetriebe im Visier

Chinesische Konzerne sind seit Jahren auf deutsche Technologie erpicht, um die Industrie in dem Riesenreich voranzubringen. Dahinter steht ein konkreter Strategieplan der chinesischen Regierung.

"Das Geschäft soll sich zu einem Vorzeigeunternehmen im Rahmen des Programms 'Made in China 2025' entwickeln", sagte ChemChina-Chef Jianxin Ren. Vor allem die Automobilindustrie mit ihrer fortschreitenden Automatisierung in der Produktion und einem Trend zu Leichtbau-Materialien biete große Potenziale. "Zusammen sind ChemChina und die KraussMaffei Gruppe sehr gut aufgestellt, um künftig zu wachsen", erklärte der chinesische Manager.

Der Staatskonzern hatte im vergangenen Jahr den italienischen Reifenhersteller Pirelli gekauft und ist auch am schweizerischen Pflanzenschutz-Spezialisten Syngenta interessiert.

ChemChina ist ohne Konkurrenz angetreten

Das größte deutsche Unternehmen, das an einen Käufer aus China ging, war 2012 der Betonpumpen-Hersteller Putzmeister, für den Sany fast 700 Mio. Dollar gezahlt hatte. JPMorgan-Investmentbanker Dirk Albersmeier rechnet damit, dass ein chinesisches Unternehmen in diesem Jahr in Deutschland eine Milliarden-Übernahme stemmen wird. Sie agieren bei Übernahmen allmählich schneller und professioneller, nachdem sie zuletzt oft nicht zum Zug kamen. Bei KraussMaffei hatte ChemChina laut Insidern keine Konkurrenz. (reuters/dpa/apa/red)