Stahlproduktion : Beim Stahldumping machen jetzt auch Japan und Korea mit

Die Stahlproduktion in China hat im März offenbar den höchsten Stand jemals erreicht. Die Produktion legte im vergangenen Monat im Jahresvergleich um 2,9 Prozent auf 70,65 Millionen Tonnen zu, wie die Statistikbehörde mitteilt.

Laut dem staatlichen chinesischen Marktforschungsunternehmen Antaike wurde diese Menge nie zuvor erreicht. Der Statistik zufolge war es der erste Anstieg seit Dezember 2014.

Peking will seine Stahlproduktion reduzieren - eigentlich

Peking will seine Stahlproduktion eigentlich reduzieren. In Europa und in den USA protestiert die Branche seit Monaten gegen Billigimporte aus China, und auch in der Volksrepublik selbst klagen Firmen wegen der Überkapazitäten und der hohen Verluste, die sie anhäufen.

Die Regierung hatte im Jänner angekündigt, die Produktion um bis zu 150 Millionen Tonnen zu kürzen. Medienberichten zufolge soll dies binnen drei Jahren umgesetzt werden. 500.000 Stellen in der Stahlindustrie sollen gestrichen werden.

Asiens Stahlproduzenten unterbieten sich gegenseitig

Es ist nicht nur China: Auch die großen Stahlkonzerne aus Japan und Südkorea bringen ihre Produkte zu Billigpreisen auf den Weltmarkt und machen damit ihren Konkurrenten - etwa in Europa - das Leben schwer. Im Ausland verkaufen sie ihre Produkte nach Berechnungen von Experten zum Teil bis zu ein Drittel günstiger als im Inland.

Das sei eine Reaktion auf die Konkurrenz aus China, rechtfertigt sich ein hochrangiger Manager eines japanischen Stahlkonzerns, der nicht namentlich genannt werden will. Mehrere Länder bezeichnen dieses Vorgehen jedoch als Dumping und haben Schritte gegen den Billigstahl eingeleitet.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte zuletzt den europäischen Stahlarbeitern mit deutlichen Worten Unterstützung gegen die Billigimporte aus China zu. Etwa 360.000 Menschen arbeiten in Europa in dem Sektor. In Deutschland gingen Tausende auf die Straße. Seit Jahren wird eine Konsolidierung in der Branche erwartet, der deutsche Konzern ThyssenKrupp bringt sich dafür bereits in Stellung. Wegen der Billigpreise will sich der indische Tata-Konzern aus Großbritannien zurückziehen, 15.000 Jobs sind in Gefahr.

Billigimporte aus Japan und Südkorea auf dem Prüfstand

In anderen Ländern stehen die Billigimporte aus Japan und Südkorea auch schon auf dem Prüfstand. Indien ermittelt wegen möglichen Dumpings gleich gegen sechs Länder, neben China werden explizit auch die beiden Staaten genannt, die Nummer zwei und drei auf dem Weltmarkt sind. Auch Australien geht gegen die niedrigen Preise vor. Zusammen verkauften Japan und Südkorea 2015 rund 75 Millionen Tonnen Stahl ins Ausland, China exportierte 112 Millionen Tonnen.

Der führende koreanische Stahlhersteller Posco lehnte eine Stellungnahme zur Preisgestaltung ab. Die höheren Preise im Inland begründete der japanische Stahlmanager mit Zusatzleistungen, etwa garantierten Lieferzeiten oder höheren Qualitäten. "Das ist etwas, was viele ausländische Konzerne nicht bieten können."

"Das ist nichts anderes als Dumping"

So kostet etwa Baustahl in Japan umgerechnet 629 Dollar (559 Euro) pro Tonne, im Ausland wird er für 470 Dollar (418 Euro) je Tonne verkauft, wie Daten von japanischen und chinesischen Preisagenturen ergeben. Eine Tonne Walzstahl kostet nach Berechnungen des örtlichen Stahlverbandes in Südkorea 581 Dollar, im Export 522 Dollar.

"Das ist nichts anderes als Dumping", klagt Seshagiri Rao, Manager beim indischen Konzern JSW Steel. Auf diese Weise trieben die Firmen in Japan und Südkorea ihre Volumina auf dem Weltmarkt in die Höhe, während sie ihr Geld auf dem Heimatmarkt verdienten.

Die Stahlindustrie steckt derzeit weltweit in der Krise. Die Nachfrage ist angesichts der schleppenden Weltwirtschaft eingebrochen, die Branche ist von Überkapazitäten geprägt, die Preise fallen. Zwar hat die Regierung in Peking angekündigt, veraltete Hütten aus dem Betrieb zu nehmen, doch bis das Angebot tatsächlich sinkt, dürfte es noch länger dauern - zumal eine hohe Arbeitslosigkeit droht. (Reuters/AFP/APA/red)