VW-Skandal : Bei Volkswagen zeichnen sich erste konkrete Lösungen ab

Software-Aktualisierungen und ein Gitternetz vor dem Luftmassenmesser: Der VW-Konzern hat seine technischen Lösungen für den Großteil der vom Abgasskandal betroffenen Fahrzeuge vorgestellt. Die technischen Maßnahmen für die Motoren vom Typ EA 189 mit einem Hubraum von 1,6 und 2,0 Litern seien vom Kraftfahrtbundesamt "nach intensiver Begutachtung" bestätigt worden.

"Damit herrscht für den Großteil der betroffenen Fahrzeuge Klarheit zur Behebung der Unregelmäßigkeiten", erklärte Volkswagen in Wolfsburg.

Bei rund drei Millionen Fahrzeugen ist zudem ein Eingriff in die Hardware nötig - aber auch hier ist die Nachrüstung wohl weniger komplex als befürchtet. Einige der Lösungen wurden jedoch bisher noch nicht vom deutschen Kraftfahrtbundesamt (KBA) genehmigt, andere schon. Diese Freigaben seien gerade in der Prüfung, so ein Sprecher des Amtes.

1,6-Liter-Motoren: "Weniger als eine Stunde für den Umbau"

Bei den 1,6-Liter-Motoren werde ein Software-Update vorgenommen und ein sogenannter Strömungstransformator vor dem Luftmassenmesser befestigt, erklärte Volkswagen. Dieses Gitternetz beruhige den verwirbelten Luftstrom vor dem Luftmassenmesser und verbessere dessen Messgenauigkeit "entscheidend". Betroffene Autobesitzer müssten für den Einbau "voraussichtlich weniger als eine Stunde" einkalkulieren. Volkswagen-Chef Matthias Müller hatte diese Woche gesagt, die Annahme, dass beim 1,6-Liter-Motor "grundlegende Eingriffe" notwendig seien, habe sich nicht bewahrheitet.

Der Luftmassenmesser ermittelt laut VW die aktuell durchgesetzte Luftmasse; diese sei ein für das Motormanagement sehr wichtiger Wert für einen optimalen Verbrennungsvorgang.

Geplante Maßnahmen für Zwei- und 1,2-Liter-Motoren

Auch bei den Zwei-Liter-Motoren werde ein Software-Update aufgespielt, erklärte Volkswagen. Dies sei ein Aufwand in der Werkstatt von rund einer halben Stunde.

Die technische Lösung für den 1,2-Liter-Dieselmotor will Volkswagen den Angaben zufolge bis zum Monatsende dem Kraftfahrt-Bundesamt zur Prüfung vorlegen. Auch hierbei handle es sich voraussichtlich um ein Software-Update.

Ziel bei der Entwicklung der technischen Maßnahmen bleibe, die gültigen Emissionsziele zu erreichen, "ohne Beeinträchtigung der Motorleistung, des Verbrauchs und der Fahrleistungen", erklärte Volkswagen. Die Erreichung dieser Vorgaben könne aber "zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht final bestätigt werden", da noch Messungen bei allen Modellvarianten erforderlich seien.

Ab Jänner 2016 in die Werkstätten

Volkswagen will die ersten Fahrzeuge ab Jänner 2016 in die Werkstätten rufen. Alle betroffenen Dieselmodelle sollen im Laufe des nächsten Jahres nachgerüstet werden. Dabei solle der Zeitaufwand für die Kunden "so gering wie möglich" gehalten werden, bekräftigte der Konzern.

Vergleichsweise einfache Schritte in Europa

Während die Lösungen in Europa simpel erscheinen, ist die Lage in den USA wohl komplizierter. Einerseits seien die Grenzwerte für Stickoxidausstöße dort niedriger als in der EU, andererseits handle es sich um andere Generationen des Motorentyps EA 189, sagte der VW-Sprecher. Volkswagen hat demnach auch dort bereits Lösungsvorschläge eingereicht, die derzeit von den Behörden geprüft werden, und will zudem weitere Möglichkeiten vorstellen. Konkrete Angaben zu möglichen Lösungen machte VW nicht.

VW hatte im September zugegeben, dass in etwa 11 Millionen Dieselfahrzeugen eine Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Anfang November gestand das Wolfsburger Unternehmen zudem ein, dass bei vermutlich rund 800.000 seiner Autos der tatsächliche Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 höher ist als angegeben. Die nun vorgestellten Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf die Manipulationssoftware. (afp/apa/red)