Übernahme : Baumax ist Geschichte

Nun sei der Verkauf der Baumax-Kette, die fast 40 Jahre lang im Besitz der Familie Essl war, vertraglich fixiert worden, so Informationen von Krone und Kurier. Die deutsche Heimwerker-Kette Obi wird demnach 70 der 106 Baumax-Standorte als Obi-Märkte weiterführen. Der Deal soll fünf Baumax-Filialen in Tschechien, 14 Märkte in der Slowakei, zwei in Slowenien und 49 Standorte in Österreich umfassen. 2.800 der 3.500 in Österreich beschäftigten Baumax-Mitarbeiter sollen von Obi übernommen werden. Als Partner im Boot hat Obi den Grazer Immobilienentwickler und Fachmarkt-Betreiber Supernova. Supernova kauft fast 40 Baumax-Immobilien und vermietet sie an Obi weiter. Der Deal hat ein Volumen von knapp 200 Millionen Euro, schreibt der "Kurier". Die Mitarbeiter wurden laut APA-Informationen bereits informiert. Was mit den restlichen 36 Standorten passieren soll, ist vorerst unklar. Details sollen erst nächste Woche bekannt gegeben werden.

Die Geschichte der Kette

Die Kette wuchs seit ihren Anfängen 1976 rasant und ging 1990 sogar für knapp 15 Jahre an die Börse, um ihre Expansion zu finanzieren. 1992 erfolgte der Markteintritt in Ungarn und Tschechien, 1994 in die Slowakei, ein Jahr später zog es die Kette nach Slowenien. Das schnelle Wachstum machte sich jedoch bereits Ende der 1990er bemerkbar, als die Erträge bröckelten und Baumax als Kandidat für Übernahmen galt. Das schwächelnde Österreich-Geschäft wurde jedoch durch das Auslandsgeschäft kompensiert.

1999 gab der Gründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Karlheinz Essl den Chefsessel an seinen damals 37-jährigen Sohn Martin weiter. Karlheinz Essl soll die Zügel aber nie wirklich aus der Hand gegeben haben. In den folgenden Jahren wuchs die Do-it-yourself-Kette weiter, 2000 erfolgte der Markteintritt in Kroatien, 2006 folgte Rumänien, 2008 Bulgarien. Der letzte Auslandsmarkt, in den Baumax eintrat, war 2010 die Türkei.

Mit Privatvermögen weiterfinanziert

2011 beschäftigte die Baumax-Gruppe über 9.000 Personen und betrieb knapp 160 Standorte in neun Ländern, 66 davon in Österreich. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Unternehmen bereits voll von der Wirtschaftskrise in Osteuropa erfasst. Baumax fuhr in allen Auslandsmärkten hohe Verluste ein, 2011 betrug der Gruppen-Verlust 57 Millionen Euro. Auch wurde bekannt, dass die Familie Essl 40 Millionen Euro aus ihrem Privatvermögen in das Unternehmen pumpte.

In den Jahren danach überschlugen sich bei Baumax die Ereignisse: Der Unternehmensberater Roland Berger erstellte ein umfassendes Sanierungskonzept, die Banken schossen frisches Geld in Höhe von etwa 80 Millionen Euro zu und setzten die Rückzahlung bestehender Darlehen aus. Auch von den Essls kam erneut eine Geldspritze, zudem wurde der Handelsexperte Michael Hürter geholt.

2012 hatte sich der Nettoverlust der Baumax-Gruppe auf 126 Millionen Euro mehr als verdoppelt, die Bankschulden auf 570 Millionen Euro erhöht. 2013 betrug der Gruppen-Verlust bereits 189 Millionen Euro. Die Wirtschaftsprüfer sahen den Fortbestand des Unternehmens gefährdet. bauMax war inzwischen an die Banken verpfändet worden. Im April 2014 hatten die Banken bei Baumax rund eine Milliarde Euro im Feuer. 2014 zog sich die Familie Essl endgültig aus dem operativen Geschäft zurück und überließ erstmals einem Fremden das Kommando: Michael Hürter.

Kunstsammlung sollte Baumax retten

Für großen medialen Wirbel sorgte im März 2014 die Ankündigung Karlheinz Essls, seine berühmte Kunstsammlung an die Republik Österreich zu verkaufen, um die angeschlagene Baumarktkette zu retten. Der Deal kam nicht zustande, stattdessen übernahm Monate später der Industrielle Hans Peter Haselsteiner um über 100 Millionen Euro über seine Familien-Privatstiftung 60 Prozent an der Sammlung. Den Rest behielten das Ehepaar Karlheinz und Agnes Essl.

Auch wenn das Unternehmen es offiziell stets dementierte, war der Verkaufsprozess zu diesem Zeitpunkt bereits im Gang. Als erster Interessent tauchte Ende 2014 die deutsche Baumarktkette Obi auf. Kurz darauf kamen neue Namen ins Spiel: Der britische Baumarktkonzern Kingfisher, die französische Handelsgruppe Adeo sowie der Grazer Immobilienentwickler Supernova um den Deutschen Frank Albert. Die verlustbringenden Töchter in Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn und der Türkei wurden nach und nach geschlossen bzw. verkauft. (apa)