Die Zusammenfassung : Auch Mitsubishi hat Abgaswerte manipuliert

Sieben Monate nach Bekanntwerden des VW-Abgasskandals hat der japanische Autohersteller Mitsubishi Tricks bei Tests zum Treibstoffverbrauch eingeräumt. Es sei im Zulassungsverfahren nicht vorschriftsmäßig geprüft worden, um den Behörden einen niedrigeren Benzinverbrauch vorzutäuschen, teilte der Konzern in Tokio mit.

Es gehe um 625.000 Kleinstwagen für den japanischen Markt, die meisten davon seien für Nissan produzierte Modelle. Ein Sprecher von Mitsubishi Deutschland erklärte auf Anfrage, bei den fraglichen Checks handle es sich nicht um Abgastests. Vielmehr seien Verbrauchsfaktoren wie Rollwiderstand der Reifen untersucht worden. Ein niedrigerer Benzinverbrauch bedeutet aber in der Folge auch einen geringeren Schadstoffausstoß.

Die Affäre könnte weitere Kreise ziehen

Die Affäre könnte noch weitere Kreise ziehen: Zwar beschränkt sich das aufgedeckte Fehlverhalten auf Tests an Fahrzeugen in Japan. Doch Mitsubishi will nun auch Modelle unter die Lupe nehmen, die für die Auslandsmärkte produziert wurden. Dies gebiete der "Ernst der Lage", hieß es in Tokio. Eine unabhängige Prüfkommission soll die Vorgänge aufklären.

Betroffen sind laut Mitsubishi die Nissan-Kleinstwagen Dayz und Dayz Roox sowie die konzerneigenen Mini-Autos eK Wagon und eK Space. Von den Nissan-Modellen seien bis Ende März 468.000 Stück verkauft worden, von den fraglichen Mitsubishi-Fahrzeugen 157.000 Stück.

Mitsubishi erklärte, Produktion und Vertrieb der betroffenen Modelle einzustellen. Auch Nissan werde die Fahrzeuge nicht mehr verkaufen. Zwischen den beiden Unternehmen würden nun Gespräche über Schadenersatzleistungen geführt.

Manipulationen geschahen absichtlich

Laut Nissan räumt Mitsubishi ein, die Daten im Zulassungsprozess absichtlich manipuliert zu haben. Aufgedeckt wurden die Ungereimtheiten durch Nissan bei der Entwicklung eines Nachfolgemodells, wie beide Konzerne mitteilten. Nissan habe den Partner daraufhin aufgefordert, die bei den Mitsubishi-Tests ermittelten Werte für den Rollwiderstand zu überprüfen, so Mitsubishi.

Nissan erklärte, das Unternehmen habe trotz des Vorfalls nicht vor, seine Geschäftsbeziehungen zu Mitsubishi zu ändern.

Helmut Bauer, Sprecher von Mitsubishi Deutschland, erklärte, bei den fraglichen Tests handle es sich nicht um dieselben Überprüfungen wie bei Volkswagen.

Am 20. September vergangenen Jahres hatte VW massive Abgas-Manipulationen in den USA zugegeben. Der Skandal um geschönte Emissionstests hat seitdem hohe Wellen geschlagen, sowohl im Wolfsburger Konzern als auch in Politik und Autobranche.

Mitsubishi-Aktien brachen mehr als 15 Prozent ein, so stark wie seit fast zwölf Jahren nicht mehr an einem Tag. Der Marktwert des Unternehmens schmolz damit auf einen Schlag um 1,2 Mrd. Dollar (1,1 Mrd. Euro) zusammen.

In Österreich wurden im Vorjahr 3.678 Pkw der Marke Mitsubishi und 7.213 Nissan-Autos zugelassen. Bei Mitsubishi Österreich und bei Nissan Österreich war am Mittwoch vorerst keine Stellungnahme zu betroffenen Fahrzeugen zu erhalten.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht durch den Mitsubishi-Skandal bestätigt, dass VW nur die Spitze des Eisbergs sei. Der Club wies in einer Aussendung darauf hin, dass Tests des deutschen Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) bei 56 der 58 getesteten Fahrzeuge Abweichungen ergeben hätten - wobei das KBA die Ergebnisse noch immer nicht veröffentlicht habe. (apa/red)