Britische Stahlwerke : Auch chinesische HBIS will Tata Steel - offenbar mit einer klaren Strategie

Sieben Interessenten verhandeln gerade mit dem indischen Großkonzern Tata über den Verkauf von Tata Steel in Großbritannien. Das hat Tata offiziell bestätigt. Neben einem Metallkonzern aus Indien und einer Managergruppe haben Eingeweihte jetzt weitere Namen genannt.

Der indische Großkonzern Tata hat wie berichtet Ende März sein Stahlgeschäft in Großbritannien zum Verkauf gestellt. Bisher hat Tata nur einen Käufer für die Langstahl-Produktion in Europa gefunden - für einen symbolischen Preis von einem Pfund. Bei diesem Deal übernimmt die britische Finanzfirma Greybull Capital mehrere Stahlwerke in Großbritannien mit 4.400 Mitarbeitern und ein Werk im französischen Hayange mit 400 Angestellten.

In den aktuell zum Verkauf stehenden Werken in Großbritannien sind knapp 12.000 Menschen beschäftigt. Eingeweihten zufolge berücksichtigt Tata bei den Verkaufsgesprächen aktuell nur jene Bieter, die nur sämtliche Werke übernehmen wollen und nicht Teile daraus.

Das sind die Interessenten

Unter den sieben Kaufinteressenten ist der multinationale Metallkonzern Liberty House des indischen Milliardärs Sanjeev Gupta und eine britische Managergruppe, die unter dem Namen "Excalibur Steel UK" auftritt.

Jetzt haben Eingeweihte drei weitere Namen genannt, wie die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters sowie der Fachdienst Platts SBB berichten. Demnach nehmen an den Verhandlungen auch der indische Stahlproduzent JSW Steel, der amerikanische Stahlhersteller Nucor und die chinesische Hebei Iron & Steel Group (HISG) teil.

Bei einem weiteren Interessenten dürfte es sich um Thyssenkrupp handeln. Nachdem sowohl Tata als auch der deutsche Stahlkonzern Thyssenkrupp Gespräche untereinander bestätigt haben, halten die Spekulationen über eine bevorstehende Zusammenlegung der Standorte von Tata Steel und den Deutschen weiter an. Diese Meldungen wurden von deutscher Seite bisher nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Im Gegenteil mehren sich die Hinweise, dass Schritte in diese Richtung bevorstehen - und zwar seitens des Thyssenkrupp-Chefs Heinrich Hiesinger ebenso wie der Chefin der mächtigen Krupp-Stiftung, Ursula Gather.

Jüngste Übernahme der Hebei Iron & Steel Group erst vor wenigen Wochen

An den laufenden Verkaufsverhandlungen mit Tata fällt die Teilnahme der chinesischen Hebei Iron & Steel Group (HISG) besonders auf. Hebei ist in Europa kein Unbekannter: Schließlich hat eben diese Gruppe erst vor wenigen Wochen in der Stahlbranche für Schlagzeilen mit der 46 Millionen Euro schweren Übernahme des serbischen Stahlwerks Zelezara Smederevo gesorgt.

Hinter dem jüngsten Übernahmeversuch der Chinesen könnte man eine Strategie ausmachen: Stahlwerke in Europa zu übernehmen, um dann zusammen mit den hier produzierten Waren auch Stahl aus China zu vertreiben - allerdings unter einem europäischen Label. Genau dieser Punkt war jedenfalls Thema bei Gesprächen zwischen der Europäischen Union und Hebei Iron & Steel im Vorfeld der Übernahme von Zelezara Smederevo.

Wie andere Marktbeobachter meinen, setzen die Chinesen möglicherweise auch darauf, dass ihnen die Übernahme von defizitären Stahlwerken in Europa bei künftigen Verhandlungen mit der EU helfen könnte.

(pm)